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Was macht der Löffler?

Ich weiss nicht, wie die Löffel meines Namensgebers aussahen, und aus welchem Material sie waren. Sicher ist, dass er den Namen nicht deswegen bekam weil er irgendeinen Job machte, sondern weil er Löffel gemacht hat. Er war der Löffler, und er hiess so, weil das Löffelmachen sein Beruf war; er konnte das, und ernährte sich davon. Fast alle Löffel werden aber schon lange von Fabriken hergestellt, die keine Löffler sind, sondern nur noch Schuster, Müller oder Wrtlbrmpf heissen, und ihrem Namen keine Ehre machen. Sie decken fast jeden Bedarf.

Natürlich muss ich sagen, dass ich der Löffler bin, obwohl das Löffelmachen nicht mein Beruf ist, weil man dabei auf den Hund kommt. Trotzdem mache ich Löffel mit der Hand; sie macht mir vor wie es geht, beim Schöpfen. Gerade weil es nur wenige Gegenstände gibt, die in ihrer Gestalt so festgelegt sind wie ein Löffel, wie der Goldschmied und Löffelsammler Herrmann Jünger sagt, muss ich Löffel machen, die mich nicht festlegen, und mit denen ich es notfalls ein Leben lang aushalte. Das bringt doch kein Schuster her.

Meine Löffel sind aus Holz. Leider gibt es keine Löffelbäume neben meiner Tür, und deswegen nehme ich sie mit, wo immer ich sie wachsen sehe. Da fängt das Ding schon an. Aus Holz sind aber selten feine Löffel, und deshalb hat man dem Löffler schon immer kaum mehr für das Ding bezahlen wollen als für das Zeug, aus dem es ist. Damit ist jetzt Schluss. Die Arbeit zählt! Ein gewöhnlicher Holzlöffel galt immer als das Einfachste, er war und ist die Arbeit nicht wert, und doch schätzt jeder seine besonderen Eigenschaften, der sich einmal das Maul am heissen Blech verbrannt hat. Ausserdem war er nicht schwer, hatte eine schöne Farbe, ging angenehm in den Mund und lag gut in der Hand. Seine Geschichte sah man ihm jederzeit an, und so mancher Löffel aus Holz überlebte das wohlfeile Silber leicht. Den Löffel muss man mögen. Das ist alles. Mehr macht der Löffler nicht.

 

Adam Löffler. 2002